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An der ehemaligen Grenze

An der ehemaligen Grenze
Vacha, 20.04.2023

DDR-Wachturm an der Werra

Tag
12
Dass die Deutsch-deutsche Grenze vor der Wiedervereinigung vor allem auf DDR-Seite schwer gesichert und nahezu undurchdringlich war, ist bekannt. Wie nahe man sich dabei teilweise gegenüberstand, konnte ich heute noch einmal in Vacha erleben.

Im gesamten Werra-Tal zwischen Hessen und Thüringen bildete der verschlungene Fluss die Grenze. Und rechts und links davon gab es uralte Siedlungsgebiete.

Vielfach konnten die Menschen aus ihren Häusern am Fluss oder etwas oberhalb direkt auf die andere Seite blicken – und diese doch niemals erreichen.

Zwischen Vacha und Philipstal führte die steinerne Werra-Brücke, Teil des uralten Handelsweges zwischen den Messestädten Frankfurt und Leipzig, über den Fluss.

Die Brücke gehörte noch zum DDR-Gebiet, das sich rechts der Brücke auch auf der anderen Flussseite fortsetzte. Doch links der Brücke begann am anderen Ufer Hessen und damit Bundesgebiet.

Das Haus der Familie Hossfeld gleich hinter der Brücke befand sich zu einem Zwölftel im Osten, der Rest im Westen. Weil aber die Haustür in Thüringen lag, wurde das Haus der DDR zugeschlagen. Die Familie hätte es über kurz oder lang räumen müssen, das war ihr klar.

In einer Nacht- und Nebelaktion vermauerte die Besitzerfamilie in der Sylvesternacht 1951/52 die Haustür und setzte auf der Westseite eine neue Haustür ein. Damit gehörte das Haus formal zur Bundesrepublik, doch erst der Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR von 1972 machte dies rechtsgültig.

So nahe und so fern sich die Menschen waren, so groß war die Freude, als am 12. November 1989 auch hier die Mauer fiel. Auf der Werra-Brücke, die heute Brücke der Einheit heißt, lagen sich die Menschen in den Armen.

Schnell wurden die Grenzanlagen abgebaut, doch ein steinerner DDR-Grenzturm direkt neben der Brücke, inklusive einiger Grenzelemente, erinnert bis heute an dieses traurige Kapitel der Teilung Deutschlands. Sehr spannend und berührend finde ich das.

( MITI )

Fachwerkparadies Schmalkalden

Fachwerkparadies Schmalkalden
Schmalkalden, 20.04.2023

Blick zur Kirche

Tag
12
Schmalkalden ist eine Stadt im Südwesten des Freistaates Thüringen am Fuße des Thüringer Waldes. 

Als Exklave und Mittelpunkt der Herrschaft Schmalkalden gehörte die Stadt Schmalkalden seit 1360 zur Hälfte, ab 1584 vollständig, fast 600 Jahre lang zu Hessen. Nach der Wiedervereinigung hatte man deshalb gehofft, wieder dem Bundesland Hessen zugeschlagen zu werden. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht.

Historisch bekannt ist Schmalkalden insbesondere durch den 1531 geschlossenen Schmalkaldischen Bund, in dem sich die protestantischen Reichsstände zusammentaten, nachdem Kaiser Karl V. 1530 das protestantische Glaubensbekenntnis abgelehnt hatte.

Die Altstadt von Schmalkalden beeindruckt, weil 90 % der spätmittelalterlichen Fachwerkhäuser erhalten geblieben sind und nach der Wiedervereinigung liebevoll restauriert wurden.

Darüber thront das Schloss Wilhelmsburg, eine Nebenresidenz der Landgrafen von Hessen. Es ist eine der bedeutendsten Renaissanceanlagen in Mitteldeutschland, die bis heute kaum bauliche Veränderungen erfahren hat und nahezu im Originalzustand erhalten ist.

Ich bin total begeistert von dem gesamten Ensemble aus Schloss und Altstadt. Wirklich schön hier.

( MITI )

Die Türen von Schmalkalden

Die Türen von Schmalkalden
Schmalkalden, 20. April 2023

Original-Tür eines Fachwerkshauses

Tag
12
Unglaublich, wie viele schöne historischen Türen ich bei meinem zweistündigen Stadtspaziergang in Schmalkalden entdeckt habe. Die thüringische Stadt ist auf meiner aktuellen Womo-Tour unangefochtener Spitzenreiter in dieser Kategorie. Eine echte Augenweide.

( MITI )

Stellplatz mit Aussicht

Stellplatz mit Aussicht
Suhl, 19.04.2023

Blick aus dem Womo auf die Höhen über Suhl

Tag
11
Eigentlich wollte ich den Abend in Suhl verbringen, doch der einzige offizielle Womo-Stellplatz der Stadt ist ein Unding: Eingeklemmt zwischen Bahngleisen und einer Hauptverkehrsachse, zudem viel zu schräg, um vernünftig zu stehen.

Deshalb habe ich auf den umliegenden Höhen des Thüringen Waldes nach einem schönen Wanderparkplatz gesucht.

Am Ringberg bin ich schließlich fündig geworden, auf einem XXXL-Wanderparkplatz mit wunderbarem Fernblick hinunter nach Suhl-Goldlauter.

Ich hatte mich dort bereits eingerichtet und auf einen Abend mitten in der Natur und mit herrlichem Blick über den Thüringer Wald gefreut, da zog eine dunkle Regenfront auf.

Der Regen war nicht so schlimm, doch ein Blick auf die Wettervorhersage offenbarte, dass es in der Nacht und am Morgen frieren und kräftig schneien sollte.

Das wollte ich mir angesichts der engen, kurvigen und steilen Straßen hinunter nach Suhl lieber nicht antun. Deshalb bin ich weitergefahren ins deutlich tiefer gelegene Schmalkalden. Dort soll es nur regnen und nicht schneien.

( MITI )

Auf dem Bleßberg

Auf dem Bleßberg
bei Saargrund, 19.04.2023

Frankenblick

Tag
11
Auf dem Weg von Sonneberg nach Suhl passiere ich auf dem Bleßberg die Höhen des Thüringer Waldes. Und da die Sonne scheint, beschließe ich spontan, eine Wanderung mit Doxi zu unternehmen.

Vom Parkplatz an der Bundesstraße laufen wir 5 km zum großen Aussichtsturm auf dem Bleßberg und wieder zurück.

Es geht durch schöne Natur, und hier auf fast 800 Meter Höhe ü.N.N. macht der Fichtenwald auch noch einen relativ gesunden Eindruck.

Vor allem sieht man, wie wasserreich die Höhen sind. Von überall her strömen kleinen Wasserläufe in Richtung Tal, vereinigen sich und plätschern munter dahin. Auch die noch junge Werra gehört dazu, die hier entspringt.

Unterwegs stürmt es bereits ordentlich, doch oben am Aussichtsturm ist es richtig krass. Kein Wunder, dass der hölzerne Turm verglast ist und keinen freien Blick nach draußen gewährt. Auch so pfeift und dröhnt es im Turm gewaltig.

Leider sind durch die Verglasung auch keine so schönen Fotos möglich, aber die Fernblicke vom Turm in das Frankenland am Fuße des Thüringer Walds sind einfach gigantisch.

Früher konnte man von hier über die Staatsgrenze der DDR bis nach Bayern schauen. Kein Wunder, dass die DDR-Regierung den alten Aussichtsturm von 1902 deshalb abreißen ließ.

( MITI )

Bei Freunden in Sonneberg

Bei Freunden in Sonneberg
Sonneberg, 19.04.2023

Nils im Baum vor dem Spielzeugmuseum

Tag
11
Heute habe ich meinen Yoga-Kumpel Nils in Sonneberg, im fränkisch geprägten Süden von Thüringen, besucht.

Sonneberg liegt am Rande des Thüringer Waldes und war vor dem Ersten Weltkrieg als „Weltspielwarenstadt“ bekannt.

Damals kamen fast 20 % der auf dem Weltmarkt gehandelten Spielwaren aus Sonneberg. An diese große Tradition erinnert heute das Deutsche Spielzeugmuseum im Stadtzentrum.

Puppen, Teddybären und anderes Spielzeug wurde vorwiegend in Klein- und Kleinstbetrieben hergestellt, von denen am Ende des 19. Jahrhundert fast 2.500 im Ort existierten. Oft musste die gesamte Familie in Heimarbeit unter elenden Bedingungen mitwirken.

Weil sie sich entschieden gegen diese Form der Ausbeutung stellten, waren die Sozialdemokraten und Kommunisten in der Stadt eine starke politische Kraft.

Abnehmer der Spielzeugproduktion waren auch Großkonzerne aus den USA, die dazu in der Stadt eigene Handelshäuser errichteten, teilweise mit eigenem Gleisanschluss.

Architektonisch interessant sind in diesem Zusammenhang einige Gebäude rings um den Bahnhofsplatz, die aus den 1920er-Jahren stammen. Das Neue Rathaus, ein neoklassizistischer Prachtbau von 1928, dominiert das Stadtbild.

Gleich daneben steht das AOK-Haus von 1927, ein Bürohaus expressionistischer Prägung. Es entstand aus einem 1922 errichteten Lagerhaus.

( MITI )