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Wo die Donau trocken fällt

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Immendingen, 3.11.2016

Das Flussbett ist trocken. Die Donau ist weg!

Tag
7
Rund 30 Kilometer von ihrer Quelle entfernt kann man im Flussbett der jungen Donau ein bemerkenswertes Naturphänomen beobachten: An bis zu 155 Tagen im Jahr versinkt das gesamte Wasser im unterirdischen Karstgestein.

Zurück bleibt ein trockenes Flussbett, in dem man spazieren kann. So ist es auch an diesem kalten Novembermorgen, als ich mit Doxi den betroffenen Flussabschnitt bei Immendingen besuche.

Nur wenn der Fluss viel Wasser führt, wie beispielsweise nach der Schneeschmelze, bleibt genug Wasser übrig, um das Flussbett weiter zu bedecken.

Ansonsten bleibt das Kiesbett am Grund des Flusses über einige Kilometer leer, bevor es sich durch den Zustrom aus verschiedenen Bächen und Flüssen langsam wieder füllt. Die Donau ist dann quasi unterbrochen.

Wie man seit rund 150 Jahren weiß, fließt das versunkene Wasser unterirdisch mit einer Geschwindigkeit von rund 195 m/h über eine Distanz von 12 Kilometern zum Aachtopf bei Aach, wo es wieder an die Oberfläche tritt und den Fluss Aach füllt.

Der Aachtopf ist die größte Karstquelle in Deutschland. Wenn die Donau Hochwasser führt, blubbert und sprudelt es dort regelrecht, so viel Donauwasser tritt dann in jedem Moment an die Oberfläche.

Weil die Aach dem Bodensee und darüber dem Rhein zuströmt, füllt die junge Donau so die Nordsee und nicht etwa das Schwarze Meer, wie in ihrem weiteren Verlauf. Sie überwindet damit die europäische Wasserscheide – was eigentlich paradox ist.

Ich hatte mich schon lange auf diesen Besuch gefreut und bin total happy, dass ich an diesem Morgen tatsächlich trockenen Fußes im Flussbett der Donau spazieren kann.

Vom Parkplatz aus wandere ich mit Doxi zwei Kilometer flussaufwärts, bis wir an die Stelle gelangen, wo das letzte Wasser tatsächlich im Untergrund versinkt. Man sieht es genau: Das Wasser strömt vorwärts und plötzlich versinkt es einfach im Kiesbett des Flusses. Wahnsinn!

Wo die Donau trocken fällt

( MITI )

Bummel durch Donaueschingen

Das alte Rathaus von Donaueschingen
Donaueschingen, 2. November 2016

Das alte Rathaus von Donaueschingen

Tag
6
Nachdem wir gestern fast neun Stunden gewandert sind, lassen wir es heute mal etwas ruhiger angehen. Ganz gemütlich bummele ich mit Doxi durch Donaueschingen.

Die Stadt mit rund 20.000 Einwohnern liegt auf dem Hochplateau der Baar. Sie befindet sich zwischen dem Ostrand des südlichen Schwarzwalds und der westlichen Schwäbischen Alb in der Talung der Brigach. Deren Zusammenfluss mit der Breg am Ortsausgang von Donaueschingen gilt als der eigentliche Beginn der Donau.

Bereits seit dem Mittelalter ist die Geschichte der Stadt eng mit dem Adelsgeschlecht derer von Fürstenberg verbunden.

Seit 1488 bewohnen sie das Schloss Donaueschingen. Bis zum Jahr 1806 regierte die Familie eines der größten Territorien des deutschen Südwestens.

Weil sich die Fürsten von Fürstenberg gegen die Reformation aussprachen, blieben Donaueschingen und sein Umland bis ins 19. Jahrhundert überwiegend katholisch. Erst 1875 wurde eine evangelische Kirchengemeinde gegründet.

Die Fürstenbergs sind Gründer und Patron der Donaueschinger Musiktage, der Donaueschinger Reitturniere sowie des Fürstenberg Polo Cup. Bereits Thomas Mann verewigte Donaueschingen in seinem Roman Doktor Faustus als Zentrum neuer Musik literarisch. Der schöne Brunnen vor dem alten Rathaus zeugt von dieser Verbindung zwischen Stadt und Kultur.

Ich bin ganz angetan von dieser süßen kleinen Stadt. Es riecht ein wenig nach Biedermeier: viele schöne Häuser, viel Kultur und dieser tolle Schlosspark. Hier waren wir nicht zum letzten Mal.

( MITI )

An der Donauquelle

Einfassung der Donauquelle neben dem Fürstenbergischen Schloss
Donaueschingen, 2.11.2016

Einfassung der Donauquelle neben dem Fürstenbergischen Schloss

Tag
6
Von Furtwangen im Schwarzwald bin ich weitergefahren nach Donaueschingen, das als Quellort der Donau bekannt ist.

Mit dem Wohnmobil stehen wir direkt an dem schönen Schlosspark, der über einen prächtigen Baumbestand verfügt. Viele der großen alten Bäume zeigen gerade ihr herbstlich buntes Kleid. Toll sieht das aus.

Keine zweihundert Meter von unserem Stellplatz entfernt befindet sich der Donautempel am Ausfluss des Donaubaches in die Brigach. Dieser wurde 1910 im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. als Andenken an seine vielen Besuche im Hause Fürstenberg errichtet.

Der Donaubach entspringt wenige Meter weiter am Westflügel des Fürstlich Fürstenbergischen Schlosses (Schloss Donaueschingen) in einer kunstvoll gefassten Karst-Aufstoß-Quelle, die jährlich zehntausende von Besuchern anlockt. Rund 1,5 km weiter vereinigt sich dann die Brigach mit der Breg zur offiziellen Donau.

Auch auf mich wirkt dieser Ort eine große Anziehungskraft aus. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber ich finde es sehr bewegend, den Ursprung eines fast drei tausend Kilometer langen Flusses an einem solchen Ort festmachen zu können.

Von hier ist das Wasser fast fünf Wochen unterwegs und durchfließt zehn Länder, bis es ins Schwarze Meer fließt. Mehr als jeder andere Fluss auf unserem Planeten.

( MITI )

Eine Nacht in Furtwangen

Blick auf Furtwangen (Foto Flodur63)
Furtwangen, 2.11.2016

Blick auf Furtwangen (Foto Flodur63 | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)

Tag
5
Von der Wutach bei Bonndorf bin ich 30 Kilometer nach Norden gefahren und habe in Furtwangen Halt gemacht.

Die Stadt liegt landschaftlich reizvoll in einer Kreuzung von drei Tälern und ist von dicht bewaldeten Bergen umgeben. Aufgrund ihrer Höhenlage beansprucht sie den Titel „höchste Stadt in Baden-Württemberg“ für sich.

Auf dem Schwarzwald-Höhenrücken, der sich durch das Stadtgebiet zieht, verläuft die europäische Wasserscheide. Die nördlichen Ortsteile entwässern Richtung Rhein und Nordsee, die südlichen Richtung Donau und Schwarzem Meer.

Am Ortsrand von Furtwangen entspringt der Fluss Breg, der längste Quellfluss der Donau. In Donaueschingen fließt die Breg mit der Brigach zusammen. Im nicht ganz ernst gemeinten Streit mit Donaueschingen beansprucht Furtwangen deshalb den Donauursprung für sich.

Eine architektonische Perle ist Furtwangen jedoch nicht, wie ich bei einem Abendspaziergang mit Doxi feststelle. Die Stadt ist stark von Industrie und der traditionsreichen Hochschule geprägt.

Eigentlich war für den Morgen eine Wanderung rund um Furtwangen geplant, doch als ich mich gerade fertigmache, beginnt es zu regnen. Und das Wetterradar verheißt nichts Gutes. Okay, dann beim nächsten Mal, wenn wir wieder einmal in der Gegend sind.

( MITI )

Hilfe, der Bus kommt nicht

In der Wutachschlucht
Bachheim, 1. November 2016

In der Wutachschlucht

Tag
5
Ich bin ja eher so ein „Rundwandertyp“ 🙂 Streckenwanderungen, Zurückfahren mit Bus und Bahn, das ist nicht so mein Ding.

Aber heute war ich echt mal so weit. Nach 16 anstrengenden Kilometern durch die Wutachschlucht wollte ich ab Bachheim mit dem Wanderbus zurück zur Schattenmühle, unserem Einstiegspunkt in de Wutachschlucht.

Doch ich wartete vergeblich fast eine Stunde auf den Bus, bis ich noch mal das Kleingedruckte auf der Fahrplantafel studiert habe.

Und dort stand leider in hübschen kursiven Lettern geschrieben: „Betriebszeiten vom 4.6.2016 bis zum 24.10.2016“. Upps, da sind wir wohl genau eine Woche zu spät gekommen. Der Wanderbus ist schon im Winterschlaf.

Also das Ganze Retour. Aber diesmal nicht durch die Schlucht, sondern auf den Höhen, und immer schön der Nase nach, denn mein Navi hatte mittlerweile seinen Akku vollständig leergesaugt. „Nicht noch einer im Winterschlaf“, schoss es mir in diesem Moment durch den Kopf.

Dass die Sonne in der Zwischenzeit den kalten Nebel vertrieben hatte, versüßte mir den langen Rückweg doch gewaltig. Nur die letzten drei Kilometer sind wir dann wieder in einem ständigen Auf und Ab an der Wutach entlanggelaufen.

Aber die Lotenbachklamm habe ich mir am Ende erspart. Nicht noch einmal dieses Gekraxel. Stattdessen bin ich mit Doxi die Landstraße von der Schattenmühle hinauf zur B315 gelaufen.

Dreimal so lang wie der Weg durch die Klamm, aber bei weitem nicht so steil. 31 Wanderkilometer sind so am Ende des Tages zusammengekommen, bei 1.050 Höhenmetern. Gehzeit: 8 Stunden 30.

Aber ich habe es nicht bereut. Die wilde und urwüchsige Wutachschlucht mit ihren wechselnden Gesteinsaufschlüssen und einer vielfältigen Flora ist wirklich etwas ganz Besonderes. Anstrengend zu gehen, aber mit tollen Aussichten und Eindrücken.

( MITI )

Beim Falkner von Bachheim

Drei Adler gleich hinter dem Zaun
Bachheim, 1. November 2016

Drei Adler gleich hinter dem Zaun

Tag
5
Oberhalb der Wutachschlucht, am Ortsrand von Bachheim, lege ich eine Rast ein. Ich setze mich auf eine Bank vor einem umzäunten Gelände, während ich auf den Wanderbus warte.

Nach wenigen Augenblicken höre ich direkt hinter mir das markante Geschrei eines Greifvogels.

Ich schaue über den Zaun und da sitzen tatsächlich – gut angeleint – nur wenige Meter von mir entfernt drei fette Adler in einem kleinen Freigelände: Ein riesiger Weißkopfadler mit schwarzem Federkleid und zwei braun gefärbte Greifer vom gleichen Kaliber.

Im Hintergrund sehe ich jemanden mit einem Falken trainieren. Alles klar, dies hier ist eine Falknerei.

Hatte ich von außen gar nicht gesehen. Mit Neugier und auch etwas Respekt beobachte ich die mächtigen Greifvögel. So nahe bin ich Adlern noch nie gekommen.

Besonders der Weißkopfadler scheint von Doxis Anwesenheit beeindruckt zu sein. Er reckt seinen Hals, breitet seine mächtigen Flügel aus und gibt ganz komische Laute von sich.

Als der Falkner das Gelände verlassen will, kommen wir kurz ins Gespräch. Er meint, die Adler würden sich Doxi sofort greifen, wenn sie könnten, und das Beste aus ihr herauspicken. Okay, das wollen wir natürlich nicht unbedingt. Gut, dass die Drei an kurzer Leine gehalten werden. Auf jeden Fall eine sehr beeindruckende Begegnung. Was man manchmal durch Zufall entdecken kann …

( MITI )