Das Nürnberg des Nordens

Das Nürnberg des Nordens
Hildesheim, 6.06.2019

Prächtige Fachwerkbauten am Moritzberg. Links das Wernersche Haus von 1606.

Puh, für heute habe ich mir vorgenommen, mal etwas langsamer zu machen. Nachdem wir auf unserer Tour durch Niedersachsen in den letzten Tag teilweise dreimal täglich den Standort gewechselt haben, bleiben wir jetzt mal 24 Stunden in einer Stadt: in Hildesheim.

Wir stehen mit dem Wohnmobil auf dem kostenlosen Womo-Stellplatz am Hohnsensee mit herrlichem Blick direkt auf den See und den Uferweg. Die Innenstadt mit dem historischen Fachwerkviertel ist von dort fußläufig in rund 20 Minuten erreichbar, und dabei geht es nur durchs Grüne und am Wasser entlang. Herrlich!

Hildesheim wurde einst wegen seiner vielen Fachwerkhäuser in der Innenstadt als das „Nürnberg des Nordens“ gepriesen – bis in der Endphase des Zweiten Weltkriegs die englischen und US-amerikanischen Bomber kamen und rund 80 % der Innenstadt zerstörten.  Aber auch, was heute noch steht, ist absolut sehenswert. Davon kann ich mich auf einem dreistündigen Spaziergang mit Doxi durch die Innenstadt überzeugen.

Hildesheim liegt rund 30 km südöstlich der Landeshauptstadt Hannover am Fluß Innerste und hat heute mehr als 100.000 Einwohner. Im frühen Mittelalter bestand Hildesheim lange aus drei separaten Siedlungen mit jeweils eigenem Rat. Unmittelbar neben der Altstadt entstanden 1196 die bischöfliche Dammstadt und wenig später die dompröpstliche Neustadt. Beides waren im Gegensatz zur Altstadt planmäßige Gründungen, deren Regelmäßigkeit man noch heute im Straßenbild erkennen kann.

Das Nürnberg des Nordens

Schmales Häuschen: Der „Umgestülpte Zuckerhut“ am Andreasplatz

Nach jahrhundertelangen – teilweise sogar bewaffneten – Streitigkeiten wurde erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine Union geschaffen und in der Folge die Mauer zwischen den Siedlungen niedergelegt. Endgültig zu einer Stadt vereinigt wurden Alt- und Neustadt aber erst 1806 unter preußischer Herrschaft.

Diese Entwicklungsgeschichte ist der Grund, warum es im heutigen Hildesheim mehrere historisch bedeutsame Kirchenbauten gibt. So zählen die beiden Kirchen Dom St. Mariä Himmelfahrt und St. Michaelis zu den bedeutendsten Bauwerken der Vorromanik und sind seit 1985 UNESCO-Weltkulturerbe.

Obwohl die erhaltenen historischen Bauten nur kleine Inseln zwischen vielen relativ langweiligen Nachkriegsbauten darstellen, gefällt mir Hildesheim sehr gut. Viel Grün, viel Wasser, eine gute städtische Infrastruktur und dabei doch nicht zu groß. Hier kommen wir bestimmt in Zukunft wieder einmal hin, wenn wir in Norddeutschland unterwegs sind.

( MITI )