Schlagwort-Archive: NBL2019

Nordhausen im Regen

Nordhausen im Regen
Nordhausen, 14.04.2019

Das Alte Rathaus mit dem Roland

Tag
1
Wir sind zu einer längeren Womo-Reise in die neuen Bundesländer aufgebrochen. Unsere erste Station ist Nordhausen, das zwischen dem Südrand des Harzes und dem Nordrand des Thüringer Beckens liegt.

Das Stadtbild wird durch zahlreiche Anhöhen, Grünanlagen, sowie einer lockeren urbanen Bebauung mit zahlreichen Baudenkmälern und Kirchenbauten geprägt. Das bedeutendste Bauwerk Nordhausens ist der Dom „Zum Heiligen Kreuz“ aus der romanisch-gotischen Zeit.

Bekannt ist die Stadt auch für ihre Spirituosenherstellung. Hier wird unter anderem der in Ostdeutschland legendäre Nordhäuser Doppelkorn destilliert. Wegen seiner Kautabakfabrik G. A. Hanewacker galt Nordhausen lange als Zentrum der Kautabakproduktion in Deutschland. Davon berichtet heute das Tabakmuseum in der Altstadt.

Von 1220 bis 1802 war Nordhausen neben Mühlhausen eine von zwei freien Reichsstädten in Thüringen. Bereits um 780 entstand auf dem Frauenberg eine karolingische Königspfalz.

Nordhausen war die erste Stadt, die sich per Ratsbeschluss 1524 offiziell der Reformation anschloss, nachdem bereits 1522 ein Gefolgsmann Martin Luthers in der St.-Petri-Kirche eine der ersten protestantischen Predigten in Deutschland gehalten hatte.

1867 wurde in Nordhausen die deutsche Vegetarier-Bewegung begründet. Es folgt 1869 der erste Kongress der deutschen Vegetarier in der Stadt.

Von 1937 bis 1945 befand sich bei Nordhausen das Rüstungszentrum Mittelwerk Dora und ab August 1943 das Konzentrationslager Mittelbau, in dem 60.000 Häftlinge unterirdisch die V2-Waffe produzierten.

Anfang April 1945 zerstörten zwei Luftangriffe auf Nordhausen der Royal Air Force drei Viertel des Stadtgebiets mit zahlreichen Kulturdenkmälern.  Ca. 8.800 Menschen kamen ums Leben.

Mit Doxi wandere ich knapp vier Stunden erst durch die Stadt und dann hinaus ins Umland. Weil es in Strömen regnet, sind nur wenige Menschen auf den Straßen unterwegs. Das Wetter ist grausig, aber immerhin kann ich so ungestört viele Fotos machen 🙂

( MITI )

Rauf zum Kyffhäuser

Rauf zum Kyffhäuser
Reichsburg Kyffhausen, 15. April 2019

Eingang zum Kyffhäuser-Denkmal. Unten Kaiser Friedrich Barbarossa, oben Kaiser Wilhelm I.

Tag
2
Mehr als 14 Kilometer bin ich mit Doxi gewandert, um dieses Denkmal zu sehen – und anschließend noch einmal acht Kilometer zurück. Okay, wir hätten auch mit dem Wohnmobil in das Kyffhäuser-Gebirge hinauf fahren können. Aber das kann ja jeder …

Das 81 m hohe, auch als Barbarossadenkmal bekannte Kyffhäuserdenkmal, ist eine Ehrung für den Deutschen Kaiser Wilhelm I. Es wurde im Jahre 1896 eingeweiht und ist nach dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica das drittgrößte Denkmal in Deutschland.

Es befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen. Diese besteht aus drei einzelnen, durch Abschnittsgräben separierten mittelalterliche Befestigungen, die Ober-, Mittel- und Unterburg genannt werden. Gemeinsam bilden sie mit einer Länge von 600 und einer Breite von 60 Metern eine der größten Burganlagen Deutschlands.

Die Ausgestaltung des Denkmals lehnt sich stilistisch an den Burgenbau der Stauferzeit an. Die Darstellung soll das neue, von Preußen dominierte Kaiserreich als legitimen Nachfolger des mittelalterlichen Heiligen Römischen Reiches hervorheben.

Dazu befindet sich im Sockelbereich des Denkmals eine 7 m hohe, aus dem Sandstein des Gebirgsfelsens heraus gemeißelte Skulptur des Kaisers Friedrich Barbarossa. Dieser scheint soeben zu erwachen. Damit wird an die Kyffhäuser-Sage vom guten Kaiser angeknüpft, der im Berg schläft und auf bessere Zeiten wartet – hier bezogen auf die Reichsgründung von 1871. Darüber befindet sich ein 11 m hohes Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. aus Kupfer.

Das gesamte Ensemble weiß durch seine Größe durchaus zu beeindrucken. Es fällt aber irgendwie auch ein wenig zu protzig aus, wie damals nach der Reichsgründung und dem Sieg über Frankreich im Jahre 1871 nicht unüblich.

Das Denkmal gehört zu den meistbesuchten Touristenattraktionen in Deutschland. Deshalb ist es schön, dies einmal gesehen zu haben.  Aber noch schöner ist eigentlich der Wald und das Gebirge drumherum. Jedenfalls für mich. Und ich glaube, für Doxi auch 🙂

( MITI )

Am Rosarium in Sangerhausen

Am Rosarium in Sangerhausen
Sangerhausen, 15.04.2019

Blick auf die gotische Hallenkirche St. Jakobi am Marktplatz von Sangerhausen mit dem Turm „der schiefe Jakob“

Tag
2
Von Kelbra fahre ich am Nachmittag nach Sangerhausen weiter und überquere damit die Landesgrenze von Thüringen nach Sachsen-Anhalt. Sangerhausen ist die Kreisstadt des Landkreises Mansfeld-Südharz und liegt am Ostrand der Goldenen Aue, dem fruchtbaren Tal zwischen Harz und Kyffhäuser,

Sangerhausen erhielt um das Jahr 1017 das Marktrecht und 1194 das Stadtrecht. Ab 1263 wurde eine massive Stadtmauer aus Stein errichtet, von der heute noch kleine Teile erhalten sind.

Der Wichtigste Wirtschaftszweig war seit dem Mittelalter der Silber- und Kupfer-Bergbau. Noch heute erheben sich hinter der Stadt ein markanter Abraumhügel aus der Landschaft.

Wie ich von einem Einheimischen erfahre, handelt es sich bei dem kahlen, pyramidenförmiger Berg um die Spitzkegelhalde „Hohe Linde“, ein Relikt des Kupferschieferbergbaus in Sangerhausen.

Innerhalb von nur 35 Jahren entstand dieser rund 144 Meter hohe künstliche Berg aus dem unverwerteten Gestein des Thomas-Müntzer-Schachtes. Die Halde wiegt ca. 20 Millionen Tonnen und bedeckt eine Fläche von rund 13 Hektar. Daneben würde selbst die Cheopspyramide klein aussehen, wie man mir stolz berichtet.

Die Stadt verfügt über einen sehenswerten Altstadtkern rund um den Alten Markt. Nahe beieinander liegen die mittelalterlichen Kirchen St. Jakobi, Sankt Ulrici und die Marienkirche. Ebenfalls aus dem Mittelalter stammen das Neue Schloss (heute Sitz des Amtsgerichts) und das Alte Rathaus.

Über das Stadtgrenzen hinaus bekannt ist Sangerhausen für das 1903 gegründete Rosarium, einem großzügigen Park mit der weltweit größten Rosensammlung. Leider hat der Park bereits geschlossen, als wir um kurz nach 18:00 vor den Toren stehen. Und, wie ein Blick über den Zaun offenbart, blüht auch noch nicht viel. Das kommt wohl erst in den nächsten Wochen …

( MITI )

Talsperre Kelbra

Talsperre Kelbra
Kelbra, 15.04.2019

Blick durch den Kyffhäuser Wald hinab zum Stausee Kelbra

Tag
2
Gestern hatten wir in Nordhausen den ganzen Tag Regen. Am Tage danach hat sich das schlechte Wetter verzogen und die Sonne ist zurückgekehrt. Früh am Morgen fahren wir weiter zur Talsperre Kelbra,

Kelbra liegt rechts der Helme, am Nordhang des Kyffhäusergebirges in der Goldenen Aue. Hinter dem Ort wird die Helme in der Kelbra Talsperre zum Schutz vor Überschwemmungen aufgestaut.

Der Stausee dient darüber hinaus der Bewässerung, der Fischerei und Erholung.Es gibt Möglichkeiten zum Segeln und Windsurfen, einen Textil- und FKK-Badestrand, Campingplatz, Bootsverleih, sowie diverse Gaststätten.

Weil der See die Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt überspannt, wird er gemeinsam von der Thüringer Fernwasserversorgung und dem Talsperrenbetrieb von Sachsen-Anhalt gesteuert.

Verschiedene Parkplätze an der Talsperre eignen sich ideal als Ausgangspunkt für Wanderungen ins Kyffhäusergebirge. Wir starten vom kostenlosen Großparkplatz zu einer 22 km langen Wanderung über den Hauptkamm des Gebirges zum Kyffhäuser-Denkmal.

Auf dem Weg hinauf in den Wald können wir immer wieder herrliche Blicke über den See genießen. Mehrmals geht es auf und ab, sodass wir auf dieser Tour am Ende mehr als 600 Höhenmeter überwinden.

Vom Hauptkamm des Gebirgszuges blicken wir auf die Ruine Rothenburg hinab, die auf einem vorgelagerten Bergsporn angesiedelt ist und zurzeit renoviert wird. Auch die Bergspitzen des Harzes in rund 45 Kilometer sind zu sehen.  Ich habe mein Fernglas dabei und kann damit mühelos den großen Funkmast auf dem Brocken ausmachen. Toll ist das!

Bald laufen wir am großen Fernsehturm auf dem Kulpenberg vorbei. Von der Spitze des 94 Meter hohen Turmes werden Radio- und Fernsehprogramme verbreitet.

Und dann erblicken wir endlich in der Ferne das Kyffhäuser-Denkmal, unser Etappenziel auf dieser Wanderung. Doch bis dahin sind es noch mehrere Kilometer …

( MITI )

Alles Luther, oder was?

Alles Luther, oder was?
Lutherstadt Eisleben, 16.04.2019

Blick vom Hügel der Anna-Kirche über Eisleben

Tag
2
Unsere letzte Station am heutigen Tag ist die Lutherstadt Eisleben. Hier wurde der große Reformator geboren und hier ist er 1524 auch verstorben. Im starken Licht der untergehenden Frühlingssonne unternehme ich mit Doxi am Abend einen ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt. Die historischen Stätten sind alle gut ausgeschildert, sodass wir uns mühelos zurechtfinden.

Eisleben ist die zweitgrößte Stadt des Landkreises Mansfeld-Südharz im östlichen Harzvorland in Sachsen-Anhalt. Die Luther Gedenkstätten hier und in Wittenberg zählen seit 1996 zum UNESCO-Welterbe.

Am 10. November 1483 wurde Martin Luther in der Langen Gasse, der heutigen Lutherstraße, geboren. Am folgenden Tag, dem Martinstag, taufte man ihn in der Kirche St.-Petri-Pauli.

Die Familie Luther blieb nur bis zum Frühjahr 1484 in Eisleben. Durch die Taufe blieb Luther aber sein Leben lang mit der Stadt verbunden.

Wirtschaftlich wurde die Stadt und die Region seit dem Mittelalter durch den Kupferbergbau geprägt. Darin erinnert heute der Knappenbrunnen oberhalb der Andreaskirche. Schön, dass sich die Gelegenheit ergeben hat, das alles einmal zu sehen.

( MITI )

Auf Burg Querfurt

Auf Burg Querfurt
Querfurt, 16.04.2019

Burg Querfurt

Tag
3
Nachdem wir die Nacht in der Lutherstadt Eisleben verbracht haben, fahren wir am Morgen weiter nach Querfurt, westlich von Halle. Die Stadt liegt im südöstlichen Harzvorland im Tal der Querne, die die Altstadt von West nach Ost durchfließt.

Wir sind nach Querfurt gekommen, um uns die Burg Querfurt anzuschauen.  Die Höhenburg überragt die Altstadt und gehört zu den größten mittelalterlichen Burgen in Deutschland. Auf ihrer Fläche könnte man Wartburg siebenmal unterbringen.

Die Burg wurde bereits vor dem 10. Jahrhundert urkundlich erwähnt und war für Jahrhunderte der Stammsitz der Edelherren von Querfurt. Im Laufe der Zeit wurde die Anlage immer weiter ausgebaut und befestigt.

Gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs wechselte die als uneinnehmbar geltende Festung nach heftigen Belagerungen und Beschießungen mehrfach den Besitzer. Im Jahr 1663 machten die reichsunmittelbaren Fürsten von Sachsen-Querfurt die Anlage zu ihrer Residenz und damit Querfurt zur Hauptstadt ihres Territoriums.

Im Jahr 1815 fielen Stadt und Burg schließlich an Preußen, woraufhin die Burganlage zur Domäne umgewandelt wurde. Dieser Status wurde erst 1936 aufgelöst.

Leider können wir das Innere der Burg zurzeit nicht besichtigen, denn dort wird schon seit einiger Zeit heftig gebaut und renoviert. Die gesamte Anlage ist eine Baustelle und deshalb für Besucher gesperrt. Aber auch bei der Umgehung von außen vermittelt sich uns ein Eindruck von der Größe der Anlage und der Mächtigkeit ihrer Mauern.  Eine wirklich beeindruckende Festung.

( MITI )