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Unterwegs in Kassel

Unterwegs in Kassel
Kassel, 6.07.2022

Eines der ersten öffentlichen Museen in Europa: Das 1779 vollendete Museum Fridericianum

Tag
1
Drei Tage waren wir in Kassel, um uns die documenta 15 anzuschauen. Und weil wir viel mit den Fahrrädern zwischen den verschiedenen Ausstellungsstätten in der Stadt gependelt sind, haben wir auch eine Menge von Kassel gesehen.

Außerdem haben wir einiges über Kassel erfahren, weil auch das Kasseler Stadtmuseum mit seiner umfangreichen Ausstellung zur Stadtgeschichte in die Präsentation der documenta-Kunst eingebunden war.

Zum Beispiel, dass mehr als 80 Prozent der Kasseler Innenstadt, darunter viele barocke Prachtbauten, innerhalb von 45 Minuten bei einem englischen Luftangriff im Oktober 1943 vernichtet wurde.

Dem verheerenden Bombardement und einem unmittelbar darauf einsetzenden Feuersturm sind an diesem Tag mehr als 10.000 Menschen zum Opfer gefallen. Die Schäden waren so hoch, wie sonst nur in Hamburg und Berlin. Wahnsinn!

Da nach dem Krieg ein Großteil der Innenstadt wieder aufgebaut werden musste, kann man nicht wirklich sagen, dass Kassel durch und durch schön ist. Es hat aber zahlreiche interessante und sehenswerte Ecken.

So zum Beispiel ganz in der Nähe unseres Stellplatzes an der Fulda das ehemalige Bugagelände in den Fuldaauen und der wunderschöne Park der Karlsauen an der historischen Orangerie mit altem Baumbestand. Dort sind wir mehrmals am Tag hindurch gefahren und haben es sehr genossen.

( MITI )

doucumenta fifteen: Outside

doucumenta fifteen: Outside
Kassel, 7. Juli 2022

Recycling-Müll, mit dem die erste Welt die dritte Welt beglückt, in den Karlsauen vor der Orangerie

Tag
2
Wir sind nach Kassel gekommen, um uns die aktuelle documenta anzuschauen, die weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst.

Sie findet seit 1955 alle fünf Jahre statt und dauert jeweils 100 Tage, heuer vom 18. Juni bis zum 25. September 2022.

Den ersten Tag nutzen wir, um uns erst einmal einen Überblick über die documenta 15 und einige ihrer 32 Ausstellungsorte zu verschaffen.

Vor allem wollen wir möglichst viel von den Kunstwerken sehen, die im öffentlichen Raum ausgestellt werden. Hier unsere „Ausbeute“ …

( MITI )

doucumenta fifteen: Inside

doucumenta fifteen: Inside
Kassel, 8. Juli 2022

Spiegelbild mit rheinischen Kunstfreunden

Tag
3
Nun haben wir zwei Tage lang die für uns interessantesten Ausstellungsstätten der documenta 15 besucht und unglaublich viel Kunst gesehen. Mir rauscht fast ein wenig der Schädel.

Die Ausstellung hatte in den letzten zwei Wochen für viel Wirbel gesorgt, weil die Kuratoren, das indonesische Künstlerkollektiv ruangrupa, auch einige wenige Werke zugelassen hatten, in denen man antisemitische Bezüge erkennen konnte.

Die Kritik bezog sich insbesondere auf ein großformatiges, dreiteiliges Banner („Wimmelbild“) mit dem Titel People’s Justice („Gerechtigkeit für das Volk“) des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi auf dem Kasseler Friedrichsplatz.

Darauf ist unter anderem eine Figur dargestellt, die eine Art Judenhut mit SS-Runen trägt, Schläfenlocken, blutunterlaufene Augen, spitze Zähne und eine krumme Nase hat.

Ebenfalls gezeigt wird auf dem Bild – neben vielen anderen Unterdrückern aus aller Welt – ein Soldat mit Schweinsgesicht, der ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift „Mossad“ trägt.

Der institutionalisierte Aufschrei der Empörung in Medien und Politik war groß, der documenta-Leitung wurde Versagen vorgeworfen, das Banner abgehängt und die Gruppe Taring Padi reiste nach einigen Tagen enttäuscht ab, weil sie der Meinung war, die documenta-Leitung hätte sie besser instruieren müssen. Schließlich war das 20 Jahre alte Bild zuvor bereits in vielen anderen Ländern ohne Widerspruch gezeigt worden.

Uns kann der Eklat die Freude an der Vielfalt der hier gezeigten Kunst nicht verderben. Es sind vor allem Künstler aus dem globalen Süden, die auf dieser documenta vertreten sind – aus Asien, Afrika, Latein- und Mittelamerika.

Nicht alles hat sich uns unmittelbar erschlossen, nicht alles hat uns gefallen, aber es war toll, diese Zusammenschau vielfältiger Kunstaktivitäten zu erleben. Das gibt es wirklich nur auf der documenta in Kassel. Hier eine Auswahl der – für uns – interessantesten Werke und Ausstellungsorte.

( MITI )

Entspannen am Edersee

Entspannen am Edersee
Waldeck/Edersee, 9.07.2022

Blick aus dem Kellerwald auf den Edersee

Tag
4
Nach drei aufregenden Tagen auf der documenta 15 in Kassel müssen wir die vielen Eindrücke erst einmal verarbeiten. Wir lassen es deshalb etwas ruhiger angehen und genießen die Natur am schönen Edersee.

Wir stehen auf dem terrassierten Womo-Stellplatz auf der Halbinsel Scheid mit herrlichem Blick auf den See. Hinter uns wunderschöner Eichenwald, der zum Wandern einlädt.

Und am Abend praktizieren wir noch Yoga, kurz bevor es dunkel wird. Außer unserer sanften Yoga-Musik ist kaum ein Laut zu vernehmen und vom See zieht eine herrlich milde Brise herauf. Da macht das Yoga doppelt Freude.

( MITI )

Die Türen von Korbach

Prächtiges Holzportal in der Neustadt

KTag
5
orbach verfügt über eine bezaubernde Altstadt mit vielen gut erhaltenen mittelalterlichen Fachwerkbauten. Einigen sieht man den Reichtum ihrer früheren Besitzer noch immer an. Hier ein Überblick über die schönen Portalen, die wir auf unserem Stadtspaziergang entdeckt haben.

( MITI )

Hansestadt Korbach

Hansestadt Korbach
Korbach, 10. Juli 2022

Fachwerkäuser am Untermarkt

Tag
5
Hallo, ist hier jemand? Am frühen Sonntagmorgen sind wir unterwegs vom Edersee zum Möhnesee. Wir fahren durch die hügelige Landschaft am Übergang zwischen dem Waldecker Land im Osten und den Ausläufern des Rheinischen Schiefergebirges im Westen, nahe des Diemelsees.

Nach dreißig Kilometern machen wir in der hübschen Fachwerkstadt Korbach halt. Obwohl es bereits kurz nach zehn ist, treffen wir im Ortszentrum niemanden an.

Zum Fotografieren ist das wunderbar, aber irgendwie kommt es uns doch ein wenig merkwürdig vor. Ob man in Hessen am Sonntag so lange schläft? Oder ob es am nassgrauen Wetter liegt?

Auf jeden Fall sieht man der Stadt noch heute an, dass sie im Mittelalter durch Handel zu Wohlstand kam. Korbach lag am Kreuzungspunkt der Handelswege Heidenstraße (Köln–Leipzig) und Weinstraße (Frankfurt–Bremen) und war ab 1469 Mitglied der Hanse.

Am mittelalterlichen steinernen Rathaus verweist eine Rolandfigur auf die stolze Unabhängigkeit der Stadt, deren mächtige Stadtmauer noch heute in Teilen erhalten ist.

Überragt wird die Altstadt von der Kilianskirche (1450) und der Nikolaikirche (1460), zwei gut erhaltenen gotische Hallenkirchen, sowie dem mächtigen Tylenturm aus dem späten 13. Jahrhundert. Gut, dass wir diesen kleinen Abstecher unternommen haben, denn die Stadt ist wirklich sehenswert – auch ohne ihre Einwohner 😉

( MITI )